UNESCO-Welterbe Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb
Als während der letzten Eiszeit vor 43.000 Jahren der moderne Mensch Europa besiedelte, wurden auch die Höhlen der Schwäbischen Alb als Wohn- und Kultstätten genutzt. Im Schutz der Höhlen überdauerten die Kulturschichten die Jahrtausende, so dass sich hier die ältesten mobilen Kunstwerke der Welt erhalten konnten. Deren Bedeutung für das Verständnis der Menschheitsgeschichte und die Entwicklung der Künste ist weltweit einzigartig, so dass die Höhlen und die Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb 2017 in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben wurden.
Die archäologische Fundlandschaft in den Tälern von Ach und Lone ist aufgrund der hier vorhandenen Dichte archäologischer Stätten einzigartig. An allen Fundorten konnten durch archäologische Ausgrabungen seit der Mitte des 19. Jh. Stein- und Knochengeräte sowie Schmuck- und Kunstobjekte, des sogenannten Aurignacien freigelegt werden, die zwischen 33.000 und 43.000 Jahre alt sind . Die Höhlen und Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb dokumentieren in einzigartige Weise die Kultur der ersten in Europa siedelnden modernen Menschen, des homo sapiens. Aufsehenerregende Zeugnisse dieser Kultur sind geschnitzte Elfenbeinfiguren, Schmuck und Musikinstrumente – mit die ältesten ihrer Art weltweit.
Bisher wurden über 50 aus Mammutelfenbein oder Knochen gearbeitete Figuren gefunden. Die Mehrheit dieser Kunstobjekte bildet die Tierwelt der eiszeitlichen Landschaft ab und zeigt Tiere wie Mammut, Wisent, Pferd, Höhlenlöwe oder Höhlenbär aber auch kleinere Tiere wie Igel oder Fisch. Besonders hervorzuheben sind die Darstellungen von Menschen sowie Mischwesen aus Mensch und Tier. Dazu zählen die „Venus vom Hohle Fels“, bekannt als die bisher älteste Frauendarstellung, und der Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel. Zudem wurden hier die ältesten bisher bekannten Flöten gefunden, die frühesten Belege der menschlichen Fähigkeit zum Musizieren.
Zu den in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommenen Höhlenfundstellen zählen drei Höhlen im Lonetal (Vogelherdhöhle, Hohlenstein Stadel-Höhle und Bocksteinhöhle) sowie drei Höhlen im Achtal (Geißenklösterle, Hohle Fels und Sirgensteinhöhle).
Die Fundstücke aus den Höhlen befinden sich zurzeit im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, im urmu in Blaubeuren, im Ulmer Museum, im Museum der Universität Tübingen und im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg.